Oktober 2025

Liebe Leserin, lieber Leser,
das schöne an den Jahreszeiten ist ja, dass sie verlässlicher sind als die Politik. Wir kennen sie, wir wissen, was wir von ihnen erwarten dürfen und wir können sicher sein, dass sie kommen und gehen, also kein übersteigertes Interesse daran haben, länger zu bleiben als vorgesehen. Nehmen wir zum Beispiel den Herbst. Der bringt uns diese fantastische Laubfärbung, diese zugleich kühlen und sonnigen Spätnachmittage, diese Sonnenaufgänge, die wir erleben dürfen, weil wir schon aufgestanden sind, wenn sie stattfinden.
Leider darf es dabei nicht bleiben. Denn unser Bundeskanzler hat eben diesen Herbst für sich entdeckt und beschlossen, ihm ein bisschen mehr zuzumuten als Farbe und Sonne. Nichts weniger als ein „Herbst der Reformen“ soll her. Problem: Den liefert die Natur nicht frei Haus, da muss man dann schon selber ran.
Wie aber geht man da ran? Erstmal treffen, austauschen, Gräben zuschütten, Vertrauen bilden. Das schwarz-rote Kabinett präsentiert sich als Selbsthilfetruppe, man kommt im Stuhlkreis zusammen, um das Kissen hin und her zu schmeißen, das zum Redebeitrag berechtigt, und man versichert im Ergebnis öffentlich, dass man sich jetzt endlich wirklich prima versteht.
Alles schön, alles gut. Aber „Herbst der Reformen“? War dafür nicht etwas mehr nötig, als dass man jetzt rein menschlich quasi einen Tisch beim Oktoberfest belegen könnte, ohne sich für Sitznachbarinnen und Sitznachbarn zu schämen? Na klar, ein überzeugtes „Prosit“ hat noch immer geholfen. Womöglich aber nur denjenigen, die in aufkeimender Freundschaft anstoßen und nachbestellen.
Also: Ladies und Gentlemen am Kabinettstisch: Es wird Zeit, in die Puschen zu kommen! Denn ein „Herbst der Reformen“ ist vielleicht unfreiwillig doppeldeutig. Schließlich steht der Herbst symbolisch fürs Runterfahren, Aufhören, Loslassen, um in einem Winter des Stillstands zu münden, der uns dann Schneemänner, Weihnachtsbäume und die sichere Erwartung des neuen Aufbruchs beschert.
Was natürlich zusätzlich irritieren könnte, ist eine Phrase, die in der aktuellen Politik exzessiv gehegt und gepflegt wird: „Ins Machen kommen“. Wie bitte? Was soll denn dieses „Ins Kommen“ bedeuten? Wenn wir frühmorgens ins Aufwachen kommen müssen, drücken wir auf dem Smartphone die Snooze-Funktion und verschieben alle nötigen Entscheidungen auf fünf Minuten später.
Wird vielleicht der Fußball-Klub Bayer Leverkusen als Vorbild für Entscheidungsfreudigkeit in die Bresche springen können? Die haben es ja tatsächlich fertiggebracht, schon nach zwei Spieltagen ihren neuen Trainer zu entlassen. Wäre in etwa so, als würde Friedrich Merz bei seiner Regierungserklärung von einem Saalordner unterbrochen worden. Mit dem Hinweis: Morgen Neuwahlen.
Na gut. Wir alle haben Meinungen und Überzeugungen und sollten gemeinsam an der Fähigkeit arbeiten, einander noch in Ruhe zuhören zu können. Im Austausch, in der Verhandlung liegt das Erfolgsrezept der Demokratie.
Ach ja: Die Wissenschaft hat in Studien sicher bewiesen, dass Tiere lachen können. Beziehungsweise, dass sie wirklich lachen. Über Missgeschicke. Über Scherze, die sie einander zufügen. Wenn das tatsächlich so ist, stellt sich eine entscheidende Frage: Lachen sie am Ende völlig zu Recht über uns?
Lassen wir uns nicht von der Handlungsstarre der Regierung mitreißen. Bleiben wir aktiv. Und verwirklichen unsere Wünsche und Träume – vom Neubau, von der Sanierung, vom eigenen Zuhause.
Ihr Team von SB&W
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