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25 April 2024

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August 2018

Liebe Leserin, lieber Leser,

bei der Fußball-WM in Russland haben wir schmerzlich erfahren müssen, dass andere etwas sehr viel besser können als wir. Damit meinen wir übrigens nicht Fußball, denn um den geht’s bei der FIFA ja eigentlich nur nebenbei. Nein, wir meinen diesen magischen Moment, wenn der Schiedsrichter mit seinen Händen ein Rechteck in die Luft zeichnet und das Spiel für einen Moment unterbricht. Videobeweis! Der hat von Sotschi bis Sankt Petersburg richtig gut funktioniert, ging schnell über die Bühne und hat Ungerechtigkeiten verhindert.

Und jetzt zurück nach Deutschland. Fußball-Bundesliga, erster Spieltag, erstes Spiel. Franck Ribéry sieht einen gegnerischen Spieler auf der Erde liegen, nimmt Anlauf, hebt zwei Meter vor ihm ab und vollzieht eine Übung, die wir in der Leichtathletik Weitsprung nennen. Der Schiedsrichter pfeift Elfmeter, aber keiner nimmt es zunächst ernst, weil doch jetzt bestimmt gleich dieser Videoassistent eingreift und die Wahrheit enthüllt. Pustekuchen! Vielleicht hat er kurz mal diesen superlustigen Whats- App-Clip angeschaut – jetzt aber schnell weg das Handy! Der Elfer wird ausgeführt und gleich noch mal ausgeführt, weil der Videoassistent echt was gutzumachen hat.

Aber nicht nur in Sachen Gerechtigkeit ist da noch viel Luft nach oben. Auch mit dem Tempo ist das so eine Sache. Die deutsche Trainerlegende Sepp Herberger hat bekanntlich komplette Kalender mit seinen markanten Fußballsprüchen gefüllt. Zum Beispiel: „Ein Spiel dauert 90 Minuten!“ Und jetzt können Sie genau diese Kalenderseite mal schön rausreißen, zerknüllen und in den Papierkorb werfen. Denn mit dem ganzen Videogemache hat zum Beispiel das Bayernspiel über 100 Minuten gedauert und hat einen ein bisschen an die Situation auf den deutschen Flughäfen erinnert: Man hat sehr viel gewartet, dass endlich wieder etwas passiert.

Passiert ist dann im Sommer aber doch recht viel. Zum Beispiel eine Hitzewelle mit so hohen Temperaturen, dass sogar Heimatminister Horst für ein paar Wochen keinen Dampf zum Ablassen mehr hatte. Das übrigens ist aber gar nicht so schlimm, denn es gibt mindestens zwei Kandidaten in den USA und in der Türkei, die das Polit-Poltergeistlevel auch ohne den deutschen Kollegen hoch halten – und jetzt lustigerweise sogar direkt aneinander geraten sind So etwas nennt man im Fußball wohl Finale. Die eigentlich Leidtragenden an Hitze und Dürre waren aber die Landwirte. Und da ist etwas ganz besonders Scheußliches geschehen. Denn wenn man in Deutschland die Nachricht meldet „Alle Autos haben Schummelsoftware“ erzeugt man nur ein Schulterzucken. Meldet man „Übermorgen, Punkt 17 Uhr, schlägt ein Komet in Sachsen ein“, erntet man vielleicht ein wenig Kopfschütteln. Aber wenn man mit der Nachricht „Nächstes Jahr wird die Kartoffel teurer“ an die Öffentlichkeit tritt, ist die Reaktion wilde Panik und blankes Entsetzen. Die Lieblingsknolle der Deutschen droht, unerschwinglich zu werden? Kein Brei, keine Puffer, keine Pommes mehr? Um Himmels willen, jetzt müssen wir wohl doch etwas gegen den Klimawandel tun!

Das können wir ja machen. Zum Beispiel mit Neubauten und Modernisierungen, die das Thema Energieeffizienz ernst nehmen. Oder auch nur mit einem eigenen Verhalten, das hilft, Ressourcen zu schonen. Und vielleicht auch mit etwas mehr Tempo beim Ausbau des Stromnetzes. Sinnvolle Beiträge gibt es viele, nur loslegen müssen wir halt. Und auf eines sollten wir auf gar keinen Fall warten: den Videobeweis.

Ihr SB&W Team

Bauvorhaben dieser Ausgabe

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