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27 April 2024

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Ausgabe September 2021

Der Wahlkampf schwenkt auf die Zielkurve ein und noch nie zuvor haben so viele Menschen in so kurzer Zeit dem „Wahl-o-maten“ die Bude eingerannt, unter dem Motto: Ich weiß echt nicht mehr, wen ich jetzt noch wählen soll, bitte sag du’s mir. Die Alternative wäre natürlich, die Wahlprogramme der Parteien zu lesen, ein Vergnügen, das allerdings ungefähr so erfreulich ist wie das Linsensortieren, mit dem das Aschenputtel aufgehalten werden soll, seinen Prinzen zu finden. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen – und das hunderte Seiten voller politischer Phrasen lang.

Nein, dann schon lieber Wahl-o-mat. Oder, noch besser: Musik-o-mat. Denn den findet man dieses Jahr auch im Internet, und er ist viel leichter zu bedienen, als der Wahl-Kollege, weil sich mit Musik ja praktisch jeder auskennt und deshalb auch im Handumdrehen herausfinden kann, mit welchem Spitzenkandidaten der größeren Parteien er die meisten Überschneidungen hat. Der einzige kleine Haken an dieser lustigen Maschine ist natürlich, dass wir ja eher ein Parlament zusammenwählen als einen Kumpel zu suchen, mit dem wir aufs nächste Mega-Festival ziehen, sobald Mega-Festivals wieder mega sein dürfen.

Wir wären im Prinzip am ehesten für einen Mahl-o-maten. Da würde man sich dann durch eine Reihe von Speisen klicken, müsste seine Lieblinge markieren und würde am Ende gesagt bekommen, welche Partei da nun eigentlich auf dem eigenen Teller vor einem liegt. Alles frisch und bio und veggie? Klarer Fall, dann geht die Stimme Richtung Grüne. Alles von vielen Köchen zubereitet, weil der Chefkoch alleine es nicht hinbekommen hat? Ab mit der Stimme zur CDU! Alles total weichgekocht und serviert in brauner Soße? Tja, klingt eindeutig nach AfD, aber man kann den Mahl-o-maten ja gottseidank gleich noch mal machen und sich was Leckereres zusammenklicken.

Das Wichtigste ist aber, dass wir alle überhaupt wählen gehen, denn die echte Gewinnerin an solchen Wahltagen ist doch eigentlich die Demokratie selbst. Sie sorgt dafür, dass man hierzulande auch öffentlich anderer Meinung als die aktuell Regierenden sein darf, ohne dafür auf Flughäfen vergiftet und dann kaum genesen gleich mal schnell ins Straflager verfrachtet wird, weil Zar Wladimir befürchtet, dass sein Eispalast zu schmelzen beginnt.

Manche denken vielleicht aber auch: Wozu wählen, ist doch eh alles schon entschieden… Ihnen muss gesagt werden, dass es immer noch möglich ist, auch nach trägem Beginn noch überraschend gut in Schwung zu kommen. So geschehen gerade mit der deutschen Fußballnationalmannschaft der Herren unter ihrem neuen Cheftrainer Hansi Flick. Da hatte man zum Neustart nach der verkorksten EM das Geschenk des Gegners Liechtenstein bekommen, und nichts anderes als ein rauschendes Fest war eigentlich klare Sache. Und dann das magere 2:0. Wie eine Hochzeitsnacht, in der man schon nach zwei Minuten einpennt. Aber statt Kater und Verstimmung ließen die Jungs den Kopf nicht hängen und schnappten sich Armenien mit 6:0 und einem kleinen Gala-Spiel. Und das war dann, um im Bild zu bleiben, wie ein Cocktail aus Überdosis Viagra und Vitaminen plus ein paar Liter Red Bull obendrauf.

Was lernen wir aus alledem nun aber? Vor allem, dass die Zukunft immer auch ein bisschen Wundertüte bleibt und unvorhergesehene Überraschungen in petto hat. Eine wirklich schöne wäre doch zum Beispiel, wenn sich der September nach dem ziemlich verregneten August als der goldene Monat präsentieren würde, als der er im Allgemeinen bezeichnet wird. Und falls es doch nichts mit viel Sonnenschein und spätsommerlicher Wärme wird, bleibt zur Wunscherfüllung doch nur ein weiterer Tipp vom Aschenputtel: Einfach mal den Schuh auf der Treppe liegenlassen, irgendein Prinz wird schon drüber stolpern!

Ihr SB&W Team

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